Einleitung
Filmrechte
Filmindustrie
Film ist Schnitt
Die 'special effects'
Auswahl
 
Einleitung:

Im Jahre 1995 ist das Kino einhundert Jahre alt. Millionen von Menschen in aller Welt und zu verschiedenen Zeiten haben die weit über hunderttausend abendfüllenden Spielfilme im Kino oder auch im Fernsehen gesehen, die in diesen einhundert Jahren produziert wurden. Es waren sehr unterschiedliche Filme in einer Welt, die sich ständig ändert. Einerseits wandelt sich das Medium, die Techniken der Filmproduktion und -gestaltung, Filmverleih, Kinobetrieb und Filmwerbung sind oft nach kurzer Zeit schon überholt. Andererseits ändert sich die Welt, in der die Filme produziert und gezeigt werden. Dieser Hintergrund von Wirklichkeit verändert zwar nicht die Filme, sobald die erst einmal entstanden sind, aber die umgebende Wirklichkeit verändert den Eindruck, den Filme den Menschen vermitteln. Die Filme bleiben, einmal entstanden, über die Zeiten hin gleich. Aber in den verschiedenen Zeiten nehmen die Menschen sie mit anderen "Augen" wahr. Viele Filme kann man sich inzwischen recht schnell nach der Entstehung im Fernsehen anschauen oder gibt es auf Videokassetten, doch hat man einen Film nicht tatsächlich erst dann erlebt, wenn man ihn in "seinem Element", im abgeschlossenen Kinosaal auf der großen Leinwand in der Umgebung von fremden Menschen gesehen hat.

Filmrechte

Viele Filme, vor allem alte Stummfilme, sind während dieser einhundert Jahre verloren gegangen und sogar viele Tonfilme können oft nicht mehr gezeigt werden, selbst wenn es sie im Prinzip noch gibt. Denn die Verleiher, die die Filme in die Kinos bringen kaufen die Filme nicht, wie man ein Buch kauft, sondern sie erwerben nur sogenannte Auswertungsrechte an den Filmen für einen begrenzten Zeitraum. Die Produzenten haben die Rechte. Aber vorführbare Kopien haben sie nur selten, sie haben nur das Negativ in ihren Archiven und ein Positiv zu ziehen in einem Kopierwerk ist sehr teuer und lohnt oft nicht.

  Filmindustrie

Der Film ist eine Unterhaltungsindustrie mit eigenartigen Gesetzen: Wie in einer Lotterie kann ein Produzent bei geringem Einsatz einen unvergleichlich hohen Gewinn einstreichen, überflüssige Filme, nur durch Subvention zustande gekommene, gibt es genug, aber glücklicherweise auch genügend künstlerisch hochrangige Filme, die zugleich Erfolg an der Kasse hatten.
Chaplins frühe Werke sind dafür ein Beispiel, umgekehrt war Fritz Langs hochgelobter Stummfilm "Metropolis" ein finanzieller Mißerfolg, der die damalige Ufa an den Rand des Ruins führte. Besonders in den USA wurde die Filmindustrie zu einer gigantischen Wirtschaftsmacht. Ein einziger teurer Flop kann einer Produktionsfirman das Genick brechen. In welchen Dimensionen da gehandelt wird, zeigt das Beispiel "Jurassic Park". Es ist der erste Film dessen Einspielsumme weltweit sich der magischen Grenze von 1 Milliarde Dollar näherte.

Massenmedium und Mißbrauch

Politiker aller Schattierungen, von Lenin bis Goebbels, haben die Bedeutung des Films als Massenmedium erkannt, mit dem man die Köpfe der Menschen beherrschen und die sogenannte "öffentliche Meinung" manipulieren kann. Wer die Macht über den Film hat, kann bestimmen, welche Filme gedreht werden und was sie auszusagen haben. Kommunisten und Nationalsozialisten haben von diesem Privileg in zynischem Ausmaß Gebrauch gemacht. Dort aber, wo niemand vergleichbare Macht ausübt, übernimmt die "Filmkritik" die Funktion der Meinungsbildung – leider ebenfalls gar zu oft mit der ideologischen Brille. Beispiele dafür sind
Sergej M. Eisensteins Film "Streik" von 1924, "Triumph des Willens" von Leni Riefenstahl, 1934 und "Der ewige Jude", 1940 von Fritz Hippler.

  Film ist Schnitt

Das eigentlich Filmische ist jedoch die Montage, der "Schnitt" (engl. editing). Der Film kann mittels der Schnitt-Montage Dinge tun, die in der Realität unmöglich sind, nämlich willkürlich in Raum und Zeit herumspringen, Handlungen übergangslos verknüpfen und den Zuschauer die fehlenden Zwischenstadien im Geiste ergänzen lassen. Das geht bis zum regelrechten Betrug, der mehr ist als nur eine "optische Täuschung". Die berühmteste Schnittsequenz, die je gemacht wurde, ist der Mord unter der Dusche in
Hitchcocks "Psycho". Die Szene dauert 45 Sekunden und besteht aus 70 Schnitten. Neben einigen Körperteilen von Janet Leigh sind auch noch die einer zweiten Frau enthalten, was jedoch bei der ungeheuren Schnelligkeit des furchterregenden Handlungsablaufs kein Zuschauer bemerkt.
Der Film kann schließlich Unsichtbares visualisieren und so die Scheinwelt der Geister und Hallunzinationen erschließen. Er kann durch Verfremdung den Zuschauer dermaßen verwirren, daß er anschliessend nachts von Alpträumen geplagt wird. Alle diese Stilmittel werden von der Filmregie eingesetzt, und die Zuschauer "verstehen" die Sprache der Bilder.
Das ist Film.
Der Film kann die Zeit verlangsamen (Zeitlupe) oder beschleunigen (Zeitraffer), er kann Vergangenheit und Gegenwart umkehren (Rückblenden), er kann ein Ereignis von oben und von unten betrachten (Vogel- und Froschperspektive), er kann Entferntes heranholen und Nahes wegrücken (Großaufnahme und Totale), er kann in einer Szenerie herumwandeln (entfesselte Kamera), und er kann den Betrachter zum eingebildeten Handelnden machen (subjektive Kamera).

Die 'special effects'
Die heutigen Möglichkeiten der digitalen Computerbildbearbeitung erweitern dieses Spektrum noch mehr. Den 'special effects' sind heute nahezu keine Grenzen mehr gesetzt und unterteilen sich grob wie folgt in einerseits künstlich generierte Objekte, die in einem realen Bildhintergrund agieren z.B. "Elliott, das Schmunzelmonster" und andererseits reale Schauspieler, die vor einem künstlichen Bildhintergrund agieren z.B.
"Tron" , 1982 oder das in Deutschland 1993/94 produzierte, aufwendige "Taxandria", bei dem bis zu 37 verschiedene Computerbildebenen gleichzeitig bearbeitet werden konnten.
Aber es gibt bereits auch schon perfekte Mischungen der beiden genannten Formen, denn in
"Jursassic Park" agieren sowohl künstliche Objekte, sämtliche Dinosaurier, als auch Schauspieler vor real erscheinendem, aber teilweise künstlichem Hintergrund.

  Text in Auszügen von:
Hartmur Wrede, Chronik des Films, 1994, Chronik Verlag
  Auswahl
Wie alles angefangen hat, wer alles zu dieser Entwicklung beigetragen hat und welche unterschiedlichen Filmgenres entstanden sind und in welchen Ländern, welches die wichtigsten Filme, in chronologischer Reihenfolge sind, soll Gegenstand dieser Untersuchung sein. Es wurde bei der Auswahl der folgenden Filme versucht, außer der rein subjektiven Favorisierung, den vielfältigsten Faktoren Rechnung zu tragen: Welcher Film ist nun filmhistorisch am wichtigsten, beeinflußte also vom Stil her die ihm nachfolgenden oder kam eine innovative Technik zum Einsatz, welcher war der kommerziell bedeutendste oder beliebteste des jeweiligen Jahres, brachte also das größte Einspielergebnis, oder war der bislang aufwendigste, teuerste, welcher errang die meisten oder bedeutendsten Filmpreise, z.B. die meisten Oscars, welcher Film war vom jeweiligen nationalen Kontext her bedeutend usw. usw.
Die Filme werden also chronologisch aufgeführt und ihre Bedeutung erklärt, wobei kinospezifische und technische Besonderheiten gesondert erwähnt sind. Auf Regisseure, die im Anhang erwähnt sind, wird mit einem Link verwiesen.
  Anne M. Haasis