Technik:
Tonfilmexperimente
19 03
Der große Eisenbahnraub
The Great Train Robbery
Regie:
Edwin S. Porter
USA
Der deutsche Filmpionier Oskar Meßter brachte zusammen mit dem späteren deutschen Stummfilmstar Henny Porten "Auf der Radrennbahn" heraus. Dabei wurde das Geschehen von einem unsichtbaren Sprecher, von der Schallplatte, kommentiert.
Die großen Filmproduzenten, darunter die Edison Company in den USA und die Société Gaumont in Frankreich suchten seit der Jahrhundertwende nach Möglichkeiten, die beiden neuen Erfindungen Kinematographen und Phonograph miteinander zu kombinieren. Anfangs begnügte man sich damit, parallel zur Vorführung des Films eine Schallplatte aufzulegen. Später wurde - wie bei Meßters Biophon, aber auch Gaumonts Chronophon, Edisons Kinetophon und dem britischen Vitaphon - eine Verbindung zwischen Projektor und Grammophon mittels einer beweglichen Welle hergestellt. Beide werden so gleichzeitig in Gang gesetzt, Bild und Ton liefen relativ synchron.
Obwohl insbesondere Meßter und Gaumont mehrere hundert Tonbilder herstellten, konnte sich ihre Erfindung noch nicht durchsetzen und geriet im Ersten Weltkrieg fast in Vergessenheit. Ursache dafür war u.a. die mangelnde technische Qualität der Tonwiedergabe, diente doch als Lautsprecher lediglich ein Grammophonschalltrichter, der das Knattern des Projektors kaum übertönen konnte.
  Der bei der Edison-Company beschäftigte Porter drehte den ersten Western. Der Streifen enthält schon alle wichtigen Zutaten dieses Genres: Colt und Verfolgung, Eisenbahn, Tanzsaal und Prärie. Der temporeiche Film besteht aus kurzen, geschickt arrangierten Szenen, wobei die Handlung an verschiedenen Schauplätzen gleichzeitig spielt. Obwohl er die einzelnen Szenen nicht in mehrere Einstellungen auflöst und mit Ausnahme der Schlußszene, nur Totalen verwendet, erzielt er höchste Spannung, die schließlich im Schuß des Gangsters auf die Zuschauer kulminiert.